Drei Fragen an Andreas Esper...

Archivfoto: JC Rüsselsheim
STUTTGART/RÜSSELSHEIM - Obwohl Andeas Esper schon deutlich mehr seiner Schützlinge bei deutschen Judo-Meisterschaften betreuen durfte, so hatte der Cheftrainer des JC Rüsselsheim am vergangenen Sonntag aber wiederum viel Grund zur Freude. Wie berichtet war der 21-jährige Eduard Trippel, den Esper seit dessen Anfängen betreut, in Stuttgart zum dritten Mal in Folge von der nationalen Konkurrenz in der Klasse bis 90 Kilogramm nicht zu schlagen. „Tim Börner hat leider kurzfristig wegen Grippe, Nils Faßmann schon im Vorfeld wegen seiner verletzten Schulter absagen müssen. Da einige starke Leute aufgehört haben oder kürzer treten, geht bei uns gerade ein Umbruch vonstatten“, berichtet der 55-jährige Lehrer am Kant-Gymnasium.
Herr Esper, spricht der dritte DM-Titel in Serie eher für Eduard Trippels Stärke oder gegen die nationale Konkurrenz in der 90 kg-Klasse?
Die Klasse bis 90 kg war am Wochenende für mich am stärksten besetzt. Man hat dort wirklich alle Leute auf der Matte gesehen, die Ambitionen und Qualität haben, darunter auch U21-Medaillengewinner. Deshalb kann man nach Eduards neuerlichem Sieg ganz klar attestieren, dass er aktuell unangefochten die deutsche Nummer eins ist. Vor zwei Jahren hat er Marc Odenthal im Endkampf geschlagen, jetzt wieder. Er lag zwar im Finale mit Waza-Ari zurück, aber hat das dann wirklich klasse zu Ende gekämpft und deutlich vor dem Ende der Kampfzeit gewonnen.
Was macht Eduard mit erst 21 Jahren schon jetzt so stark?
So einen Turnierverlauf muss man einfach mal von Außen betrachten. Es ist unglaublich, wie viele Möglichkeiten „Edu“ hat, dank seines Technikprofils und seines Kampfverständnisses einen Gegner zu werfen. Er versteht es blendend, intuitiv die richtigen Dinge anzuwenden. Er kann einerseits seine Linie stur halten, andererseits aber auch genau spüren, was in speziellen Situationen das Richtige ist. In Stuttgart hat er wirklich alle Kämpfe nahezu optimal gelesen. Aber da man sich im Judo eine große Datei an Erfahrung erarbeitet, hat er aufgrund seines Alters noch unheimliche Reserven.
International hat „Edu“ ja auch schon bei großen Turnieren geglänzt, mitunter aber auch Rückschläge erlebt. Ist er für Sie ein sicherer Olympia-Kandidat für 2020?
Das ist vi el zu früh, das zu sagen, denn es warten viele internationale Kämpfe und eine Verletzung kann schnell passieren. Er hat aktuell einen sehr guten Weltranglistenplatz und steht in der Olympia-Rangliste weit vorne, aber es kommen ja weltweit nur 22 Kämpfer pro Gewichtsklasse nach Tokio. Dass es immer mal wieder Dämpfer gibt, ist gut. Denn Niederlagen werden hinterher viel mehr zerpflückt, als gewonnene Kämpfe.
Das Interview führte Martin Krieger.