Nicht einmal die Spieler von Eintracht Frankfurt konnten die zündelnden Ultras stoppen. Eintracht-Vorstand Axel Hellmann sieht nun die Einheit des Vereins gefährdet.
Von Peppi Schmitt
Die Eintracht-Spieler Rode und Kostic wollen schlichten. Ohne Erfolg.
(Foto: Sascha Kopp)
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FRANKFURT - Jetzt hat auch Axel Hellman die Nase voll. Der Vorstand der Frankfurter Eintracht, der seit vielen Jahren einen durchaus nicht unumstrittenen Weg des Dialogs auch und gerade mit den Problemfans aus der Ultraszene forciert hat, sieht nach den Ausschreitungen von Mainz das Ende der Fahnenstange erreicht. „Auf diesem Weg können wir nicht weitermachen, das führt uns in alte Zeiten zurück“, sagte Hellmann unter dem Eindruck eines abgeschossenen Böllers und insgesamt 19 Pyrofackeln, die vor Spielbeginn auf den Rasen geflogen waren. Der einstige „Deutsche Randalemeister“ lässt grüßen. Hellmann sieht nicht nur den finanziellen Schaden, der der Eintracht immer und immer wieder von einer Ultra-Gruppe zugefügt wird, sondern auch den Imageschaden. „Wir haben uns wieder einmal schlecht präsentiert, das war nur destruktiv“, schimpfte er.
Von Eintracht ist bei der Eintracht in diesem Bereich keine Rede mehr. „In den letzten 18 Monate mit all den Erlebnissen in Europa waren Verein, Mannschaft und Fans eine Einheit“, stellte Hellmann fest, „aber es gibt eine Gruppe, die glaubt ausscheren zu müssen, das besorgt mich sehr.“ Er habe „keine Ahnung“ wohin das führen solle, fügte er an. Und ihm seien die Personen nicht bekannt, die den Krawallkurs unvermindert und zuletzt wieder verstärkt fahren würden. Da freilich geht die Analyse ins Unbestimmte, denn die Eintracht, die eine ganze Reihe von „Fan-Beauftragten“ angestellt hat, sollte ziemlich genau wissen, wer für die regelmäßige Randale verantwortlich ist. Hellmann, im Vorstand für Fan-Belange zuständig, will nun reagieren. „Wir müssen das zum Thema machen“, sagte er, „so geht es nicht weiter.“
Eine neue Dimension
Wie weit sich Teile der „Ultras“ vom Klub und der Mannschaft entfernt haben und nur noch ihr Eigenleben pflegen, zeigen die Beleidigungen, die Seppl Rode zugerufen wurden. Als der Aushilfskapitän gemeinsam mit Filip Kostic noch vor dem Anpfiff von Schiedsrichter Manuel Gräfe zur Beruhigung in die Kurve geschickt wurde, hatte es keinen wirklich freundlichen Empfang gegeben. Rode wurde deutlich hörbar ein "Verpiss Dich!" entgegen geschleudert - aber nur von "ein oder zwei Leuten", wie er am Tag danach bei Instagram und Twitter geschrieben hat. Er nehme das „nicht als Beleidigung einer ganzen Fangruppe wahr". Das ist der Versuch, die totale Eskalation zu vermeiden, die dann auch sportliche Folgen nach sich ziehen könnte.
Rode musste die ganze Hilflosigkeit der direkt Beteiligten erleben, wenn der Mob außer Kontrolle gerät. Dass Spieler beleidigt werden, ist in Frankfurt eine neue Dimension. Der Verdacht liegt nahe, dass es auch nicht um Protest ging, sondern um Randale. „Wenn man mit klaren Botschaften, klaren Aussagen und klaren Meinungsbildungen protestieren will, okay“, sagte Hellmann, „aber was wir heute gesehen haben, da erschließt sich mir der Sinne nicht.“ Zumal die von den Fans so verhassten Montagsspiele ab der nächsten Saison sowieso abgeschafft sind.