Eintracht: Abraham will sich vor Sportgericht erklären
Warum hat Eintracht-Kapitän David Abraham Freiburgs Trainer Streich umgerempelt? Das will der 33-Jährige am Dienstag vor dem Sportgericht des DFB erklären - auf eigenen Wunsch.
Von Peppi Schmitt
Schiedsrichter Felix Brych zeigt David Abraham nach einem Foul an Trainer Streich von Freiburg die rote Karte.
(Foto: dpa)
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FRANKFURT - Am Dienstag steht David Abraham vor dem Sportgericht des Deutschen Fußball-Bundes (DFB). Auf eigenen Wunsch. Der 33 Jahre alte Kapitän der Frankfurter Eintracht möchte seine Sicht der Dinge öffentlich erklären. Wie ist es zur Tätlichkeit am Freiburger Trainer Christian Streich gekommen? Warum sind ihm die Sicherungen in der letzten Minute des Spiels durchgebrannt? Wie geht es ihm mit der eigenen Fehleistung? Begleitet wird Abraham vom prominentesten deutschen Sportanwalt Christoph Schickhardt und einem Dolmetscher. Der wird eine wichtige Rolle einnehmen, denn Abraham versteht nach vielen Jahren als Profi im deutschsprachigen Raum (Basel, Hoffenheim, Frankfurt) zwar ganz gut Deutsch, aber er spricht es noch immer nicht fließend und vor allem nicht gerne. Es wird also ein durchaus schwieriges Unterfangen, die Emotionen per Dolmetscher dem Gericht nahe zu bringen. Dennoch wollte der Spieler und wollte die Eintracht den öffentlichen Auftritt.
Dass es dabei nicht in erster Linie um eine Reduzierung der Sperre gehen kann, ist im Grunde allen klar. Das Sportgericht des DFB hat Abraham im schriftlichen Einzelrichterverfahren wegen einer „Tätlichkeit gegen den Gegner“ gemäß § 8 Nr. 1 c) der Rechts- und Verfahrensordnung des DFB mit einer Sperre von sieben Wochen vom 10. November bis 29. Dezember 2019 und einer Geldstrafe in Höhe von 25.000 Euro belegt. Das ist von den Statuten gedeckt und trifft durchaus auch das Rechtsempfinden in der veröffentlichten Meinung. Schon in einer ersten Stellungnahme hatte die Eintracht den Einspruch damit begründet, „um David Abraham die Möglichkeit zu geben, sich im Rahmen eines mündlichen Verhandlungstermins vor dem DFB-Sportgericht persönlich zu dem Geschehen in Freiburg zu äußern.“
Dass der DFB in Person des Vizepräsidenten Ronny Zimmermann den Einspruch kritisiert hat („Ich bin irritiert“), hat wiederum bei der Eintracht viele irritiert. „Ich finde das komisch. Ich hätte als Verantwortlicher, glaube ich, eher gesagt: Und ich setze dir noch eine Woche von mir aus drauf, als dass ich gegen das Urteil angegangen wäre“, hatte Zimmermann den Verein wegen des Einspruchs kritisiert und ein durchaus grenzwertiges Demokratieverständnis unter Beweis gestellt. Das DFB-Gericht wird sich von dieser aus dem eigenen Verband geäußerten Meinung in seiner Objektivität natürlich nicht beeinflussen lassen.
Abraham ist seit dem Sonntag vor einer Woche, als er den Freiburger Trainer beim Versuch, den Ball so schnell wie möglich ins Spielfeld zurückzubringen, übel umgerempelt hatte, von der öffentlichen Bildfläche verschwunden. Außer der noch am Abend des Spiels veröffentlichten Entschuldigung hat er sich zu seinem Ausraster nicht weiter geäußert. Das wird er vor Gericht nun nachholen. Hintergrund: Spieler und Klub wollen zeigen, wie Abraham als Mensch wirklich tickt. Bei der Eintracht gilt er als höflich und freundlich, ist als Spielführer maßgeblich daran beteiligt, dass es in der Frankfurter Multi-Kulti-Truppe keine zwischenmenschlichen Probleme gibt. Die Mitspieler stehen allesamt hinter ihm und haben das in vielen Gesprächen deutlich gemacht. Auch deshalb hat sich Trainer Adi Hütter hinter ihn gestellt. „David bleibt unser Spielführer“, hatte Hütter früh klargestellt und sich damit nicht der veröffentlichten Meinung angeschlossen, die eine Absetzung gefordert hatte. In Zeitungs- und Internetumfragen hatte sich übrigens eine knappe Mehrheit ebenfalls dafür ausgesprochen, Abraham als Kapitän zu belassen.
Nun ist die Eintracht weit davon entfernt, das Handeln Abrahams in irgendeiner Form zu entschuldigen oder gar zu rechtfertigen. Auch in Frankfurt wissen sie um Abrahams Vorgeschichte, die schon den einen oder anderen wenig sportlichen Vorfall beinhaltet und um dessen auf dem Spielfeld durchaus aggressives Verhalten. Auch der Klub wird die Verhandlung vor dem DFB-Sportgericht dazu nutzen, seine Sicht der Dinge, die eine Ablehnung jeder Art von Gewalt beinhaltet, deutlich zu machen. „So etwas geht nicht“, hatte Sportvorstand Fredi Bobic gesagt. „Das wollen wir nicht sehen“, hatte Adi Hütter angefügt. Es wird vor Gericht also keine Rechtfertigung geben, nur Erklärungen. Das wiederum könnte durchaus spannende Einblicke ergeben.