Mittwoch,
17.07.2019 - 20:45
3 min
Mit Demut und Mut in die Zukunft

Von Jan Felber
Sportredakteur

Der Lilien-Präsident im Boxring: Rüdiger Fritsch begrüßt die Gäste bei der Mannschaftsvorstellung. Foto: Florian Ulrich
DARMSTADT - "Wir wollen die nächste Stufe einleiten. Wir werden nicht Ruhe geben, denn Stillstand ist Rückschritt. Und das wollen wir nicht." Rüdiger Fritsch, Präsident des Fußball-Zweitligisten SV Darmstadt 98, verbreitete am Mittwochabend Aufbruchstimmung bei der Mannschaftsvorstellung in der Mercedes-Benz-Niederlassung in der Berliner Allee. Und weiter hieß es: "Wir werden den Verein weiter aufbauen, verbessern und entwickeln."
Das hörten die 500 Gäste aus Sport, Politik und Wirtschaft gerne - ein neuer Rekord für eine solche Veranstaltung, was Fritsch sichtbar freute. Und der Lilien-Boss nutzte die Gelegenheit, um noch einmal eindringlich an die Gemeinschaft zu appellieren. "Wir sind immer noch in einer Zwischenphase", sagte Fritsch. "Es war klar, dass wir ein paar Jahre brauchen, um uns zu entwickeln." In den vergangenen fünf Jahren habe sich der Verein stabilisiert, und auch betriebswirtschaftlich stehe der Klub gut da. "Und zwar auch, was die Finanzierung des Stadions angeht."
Bielefeld, immer wieder Bielefeld - wer die Geschichte des SV 98 in den vergangenen Jahren miterlebt hat, der kommt an den legendären Relegationsspielen im Mai 2014 nicht vorbei. Auch Fritsch erinnert sich immer wieder gerne daran. "Vor dieser Zeit hatte kaum einer einen Pfifferling auf diesen Verein gegeben", erinnerte er sich zurück. "Bielefeld war die Wiedergeburt, wir haben das alle gemeinsam hinbekommen, einer alleine kann das nicht."
Stadion wird "Meilenstein in der Geschichte"
Vom kleinen Sponsor bis zum großen, gemeinsam habe man "unheimlich viel bewegt, bearbeitet und nach vorne gebracht", sagte Fritsch. "Wir haben ein modernes Trainingszentrum mit Rasenheizung, das haben nicht alle Zweitligisten. Wir haben ein Nachwuchsleistungszentrum, das erste Lorbeeren erarbeitet." Und natürlich das Stadion, das aktuell umgebaut wird: "Das ist ein Meilenstein in der Geschichte des SV Darmstadt 98. Und auch das haben wir alle gemeinsam auf den Weg gebracht."
Gemeinsam haben der SV 98 und das Zentrum für Athletik zudem eine Boxnacht geplant - diese soll am 12. Oktober in der Böllenfalltorhalle steigen. Weshalb sich Fritsch auch passenderweise in einem Boxring wiederfand. "Wir unterstützen auch Randsportarten", sagte er zunächst scherzend, bevor die Veranstaltung mit lockeren Schaukämpfen beworben wurde. Da hatte der Präsident die erste Hürde in den Ring hinein bereits schon genommen -"und zwar ohne Nummerngirls". Solche dürfte es im Oktober geben, wenn für die Stiftung "Du musst kämpfen" für einen guten Zweck geboxt wird.
Dabei war bei der Mannschaftspräsentation auch Marco "Toni" Sailer, der im Sommer 2016 keinen Vertrag mehr bekommen hatte bei den Lilien und seitdem bei Wacker Nordhausen in Thüringen spielte, wo er sich in diesem Sommer aber verabschiedete. "Natürlich habe ich noch Kontakt zum SV 98, ich versuche, jedes Spiel zu schauen", sagte Sailer. "Es sind aber nicht mehr ganz so viele da aus meiner Zeit."
Die, die jetzt da sind, kennt Fritsch natürlich besser. Er vertraut den 27 Spielern, die aktuell unter Vertrag stehen. "Die Mannschaft ist top vorbereitet, das habe ich im Trainingslager erleben dürfen", sagte der Lilien-Chef. "Aber das Wort Demut muss trotzdem sein. Im Vorfeld ist alles unwichtig, es zählt am ersten Spieltag."
Diesen Tag hat natürlich auch der Sportliche Leiter Carsten Wehlmann im Blick. Er freut sich auf "Schwergewichte" wie den Hamburger SV, "es wird sicher keine leichte Saison". Ob noch Neuzugänge kommen? Da hielt sich Wehlmann traditionell bedeckt. "Im Fußball kann immer viel passieren, wir schauen einfach, haben die Augen und Ohren immer offen."
Bis zum Saisonauftakt sind es indes noch einige Tage. Am Mittwochabend wurde denn auch erst einmal gefeiert, sich ausgetauscht und locker geplaudert. Denn angesichts der Temperaturen gab es keinen allzu heftigen Dresscode. "Jeans und Jacket sind okay heute", hatte Fritsch denn auch als Devise ausgegeben.