Samstag,
26.10.2019 - 03:00
3 min
Lizenz zum Filmen

Von Wolfgang Wenzel
Lokalredakteur Wiesbaden

Archivfotos: ypomaniac - stock.adobe.com, dpa, hbzett /Harald Linnemann, SWR/Martin Valentin Menke
KOSTHEIM - Süßes, Liebe und ein Vollstreckungsbescheid sind die Zutaten. „Aber bitte mit Sahne“ heißt die dritte Folge des Mainzer Gerichtsvollzieherinnen-Epos Billy Kuckuck. Am Kasteler Rheinufer war am Donnerstag Drehtag: Die Hauptdarstellerin, wie sie auf ihren Beritt schaut und über die Brücke nach Mainz fährt. Als alles im Kasten war, machte sich das Filmteam wieder auf die Socken, das im Auftrag des öffentlich-rechtlichen Rundfunks dreht. Wiesbaden ist eine Filmstadt, Kastel ein beliebter Drehort. Manchmal geht es hier zu wie in Hollywood, meistens mit Krimis. Auch einzelne Szenen des schrägen Tatorts vom vorigen Sonntag mit Ulrich Tukur spielten in Hessens Landeshauptstadt, auch wenn Offenbach auf dem Label stand. Der Stadt tut es gut, durch Fernsehserien bundesweit ins Rampenlicht zu kommen, sie fördert das Filmgeschäft wohlwollend und schlachtet es touristisch aus, mit Krimi-Touren zu Originalschauplätzen. Wie aber funktioniert das mit der Vergabe von Lizenzen für Drehorte?
Das Pressereferat im Rathaus ist die Schalt- und Schlüsselstelle. Hier müssen Regisseure und Produzenten eine Drehgenehmigung einholen. Aber nur dann, wenn sie sich öffentlichen Grund und Boden für ihre Aufzeichnungen ausgeschaut haben. Straßen, Brücken, Plätze, das Bowling Green vor dem Kurhaus, die Strandpromenade in Kastel: Es gibt viele gute Stellen für Filmdrehs. Nur ein einziges Mal hat die Stadt einen Wunsch ausgeschlagen. Damals ging es um einen Film, der am Luisenplatz gedreht werden sollte, wo ein Denkmal mit einem springenden Pferd steht. Eine Turnerin sollte in den Sattel steigen, das erschien dann doch als zu riskant. Das Unternehmen wurde abgeblasen.
Gewöhnlich läuft jedoch alles wie am Schnürchen. Rund 50 Anfragen im Jahr laufen im Rathaus ein. Nicht immer sind es die Großen von Film und Fernsehen, sondern auch Studenten der Medienwirtschaft, die ihre Abschlussarbeiten anfertigen wollen. Meistens sind es jedoch die Stars, auf die sich die Scheinwerfer richten. Das Pressereferat schaut nicht ins Drehbuch, verlangt aber Informationen. Wer wie lange und an welchem Ort drehen will, wie viele Darsteller beteiligt sind, wie stark die Crew ist. Ob Straßensperrungen nötig sind, ob Grünanlagen, der Wald oder ein Friedhof tangiert wird. Das war der Fall, als das Zweite Deutsche Fernsehen in Kostheim am Mittleren Sampelweg erschien und Szenen für eine Folge der Serie „Der Staatsanwalt“ drehte. Mit Rainer Hunold als Bernd Reuther. „Tod per Kurier“, das war eine Aktion, bei der der geneigte Kostheimer seinen Ort bei der Ausstrahlung wiedererkennen konnte. Falls beim Drehen der Straßenverkehr aufgehalten werden muss, weil Kameramann und Gefolge die Fahrbahn brauchen, muss das extra beantragt werden bei der Straßenverkehrsbehörde. Das dürfte der Fall gewesen sein, als in einer Tatort-Folge Heike Makatsch als Kommissarin Berlinger hinter zwei Halunken auf der Theodor-Heuss-Brücke her war.
Für die Stadt sind Drehgenehmigungen keine reine Formsache. Sie habe ein Interesse an Filmaufnahmen, sie seien eine gute Werbung für Wiesbaden. Doch es werde abgewogen zwischen Kunst und Kultur und den Interessen der Bürger, die an den Drehorten leben. Ausgeschlossen wäre es etwa, stark befahrene Straßen zwei Wochen lang zu sperren und damit ein Verkehrschaos auszulösen. Das wissen die Filmemacher aber auch. Werde nachts, sonn- oder feiertags gedreht, müssten sie sich mit den Anwohnern absprechen, damit Ruhezeiten eingehalten und Einschränkungen vermindert würden. Der Lärm von Stromgeneratoren, das Licht, das die Nacht zum Tag macht, Motorengeräusche: Nicht alle mögen das. Doch die meisten goutieren es, wenn die Leute vom Film kommen und den Stoff kreieren, aus dem die Träume sind. Wie reagieren die Bürger auf Filmaufnahmen? „Vorwiegend positiv. Es ist nun einmal schön, wenn die eigene Stadt im Fernsehen zu sehen ist“, heißt es aus dem Pressereferat.