Donnerstag,
30.11.2017 - 00:00
2 min
Wie umgehen mit der neuen Vielfalt?
Von Hendrik Jung
DIE WORKSHOPS
Wie sieht es mit dem ehrenamtlichen Engagement von Migrantinnen und Migranten in Wiesbaden aus und wie kann man es fördern?
Wie funktioniert das Extremismus-Präventionsprojekt X-Dream, das sich sowohl an Schüler als auch an Lehrerschaft wendet?
Wie können Frauen mit Zuwanderungsgeschichte beraten und beruflich qualifiziert werden?
Wie kann man sich gegen Unterdrückung im Rahmen der Ehre einsetzen?
Wie funktioniert das Extremismus-Präventionsprojekt X-Dream, das sich sowohl an Schüler als auch an Lehrerschaft wendet?
Wie können Frauen mit Zuwanderungsgeschichte beraten und beruflich qualifiziert werden?
Wie kann man sich gegen Unterdrückung im Rahmen der Ehre einsetzen?
WIESBADEN - Wie kann Integration gelingen? Fachleute formulieren das etwas komplizierter: „Wie ändert sich die Perspektive auf das Ermöglichen von Teilhabe in einer postmigrantischen Gesellschaft?“ So lautete die Frage, der Migrationsforscher Mark Terkessidis bei seinem Vortrag bei der nunmehr dritten Wiesbadener Demokratiekonferenz im Haus an der Marktkirche nachgeht.
Deutrschland sei „postmigrantisch“, weil nicht nur in Wiesbaden an den Grundschulen mehr als die Hälfte aller Kinder ausländische Wurzeln hätte, wie Sozialdezernent Christoph Manjura (SPD) betont. In manchen Städten des Rhein-Main-Gebiets hätten drei Viertel der Kindergartenkinder nichtdeutsche Vorfahren, verdeutlicht der Referent. Eigentlich sei der Begriff „Migrationshintergrund“ in der postmigrantischen Gesellschaft überholt, verdeutlicht der Referent. Doch sei er unverzichtbar, um aufzuzeigen, wenn diese Bevölkerungsgruppe benachteiligt werde.
In Führungspositionen kaum vertreten
Genauso wie auch bei Frauen sei das etwa bei der Vergabe von Führungspositionen der Fall, weshalb sich die Frage stelle, ob die Institutionen eigentlich fit für Vielfalt seien. Für Menschen mit Wurzeln im Ausland herrsche außerdem im Bildungssystem Benachteiligung. „Im Lehrerzimmer ist von Vielfalt keine Spur. Dort befindet sich die Parallelgesellschaft“, macht Terkessidis deutlich. So sei im ganzen Öffentlichen Dienst ein Missverhältnis bei der Herkunft der Beschäftigten zu konstatieren. Man dürfe nicht den Fehler machen, Polizeibeamten, deren Wurzeln außerhalb Deutschlands liegen, das Gefühl zu vermitteln, dass man sie nur deshalb einstelle, weil sie die Sprache der Verbrecher sprechen. Um Vielfalt gestalten zu können, sei es außerdem wichtig, neue Netzwerke zu knüpfen und sich daran zu gewöhnen, andere Kommunikationswege zu verwenden.
Junge Flüchtlinge ausbilden oder nicht?
In der anschließenden angeregten Diskussion mit den gut 100 Gästen geht es um die Frage: „Wie kann man miteinander ins Gespräch kommen?“. Der parlamentarische Geschäftsführer der AfD-Rathausfraktion, Robert Lambrou, fragt angesichts sich verhärtender Fronten in der Gesellschaft danach. „Ich sehe die Herausforderung darin, mit der Situation umzugehen, wie sie ist. Das ist eine große Gestaltungsaufgabe“, findet Terkessidis. Ein Plan sei vonnöten und dabei habe es natürlich keinen Sinn, sich nur auf die Flüchtlinge zu beschränken. Keinen Sinn sehe er darin, solche Jugendliche auszubilden und dann in ihre Heimat zurückzuschicken. Diese Haltung kritisiert Michaela Apel von der Wiesbadener SPD: Schließlich würden in den Herkunftsländern durchaus fähige Leute benötigt. Terkessidis entgegnet, dass die Politik aufhören müssten, mit diktatorischen Regimes zusammenzuarbeiten. Das findet dann wieder den breiten Beifall, den der Referent in großen Teilen des Publikums erhält, zu dem auch zahlreiche Jugendliche gehören.
Im Anschluss an den Vortrag haben die Teilnehmenden die Gelegenheit, sich bei vier Workshops einzubringen (siehe Kasten).