Montag,
02.12.2019 - 05:00
4 min
Feuer, Defekte und Fehler: Busunfälle in Wiesbaden
Von Matthias Laux und Nele Leubner

Der zweite Busbrand im Jahr 2014 in der Friedrichstraße. (Foto: Sebastian Stenzel)
WIESBADEN - Vor dem 21. November 2019 gab es in acht Kalenderjahren sechs Todesopfer bei Unfällen mit Bussen in Wiesbaden zu verzeichnen: Kollision einer Radfahrerin mit einem Eswe-Bus 2013 auf der Wilhelmstraße. Tödlicher Sturz einer Passagierin nach einer Notbremsung auf der Frankfurter Straße, weil ein vorausfahrender Pkw bremste. 2010 fuhr ein Motorradfahrer in Erbenheim frontal in einen wartenden Bus, als er zum Überholen beschleunigte und verstarb infolge des Sturzes. 2013 überlebte eine Radfahrerin auf der Wilhelmstraße die Kollision mit einem Bus nicht. Diese Bilanz ist seit der vergangenen Woche, als bei dem schweren Busunfall vor dem Wiesbadener Hauptbahnhof ein 85-Jähriger sein Leben verlor, um ein trauriges Kapitel reicher.
Die Polizei verzeichnet für die Jahre 2010 bis 2018 in Wiesbaden etwa 1.600 Unfälle, an denen ein Linienbus in irgendeiner Art und Weise beteiligt war. Hier können aber auch einige Unfälle mit Reise- oder Schulbussen enthalten sein. Zudem sind in dieser Statistik alle Unfälle – das kann auch ein abgefahrener Außenspiegel sein – erfasst. In rund 750 Fällen stellte die Polizei als Unfallverursacher den Busfahrer oder die Busfahrerin fest.
Einige weitere Zwischenfälle, an denen Busse von Eswe Verkehr – seit dem Jahr 2013 – beteiligt waren:
Wilhelmstraße, 11. Dezember 2013: Vor fast sechs Jahren, am 11. Dezember 2013, wurde gegen 22.10 Uhr eine 27-jährige Frau aus Wiesbaden in der Wilhelmstraße von einem Eswe-Linienbus erfasst und starb noch am Unfallort. Alle Versuche, die schwer verletzte Frau zu reanimieren und zu retten, waren vergeblich. Der 54 Jahre alte Eswe-Busfahrer erlitt einen Schock. Er war, so die Ermittlungen der Polizei, von der Luisenstraße kommend in Richtung Wilhelmstraße unterwegs und bog nach links in die Wilhelmstraße ab. In diesem Moment erfasste er die Frau, die gerade an der Fußgängerampel die Straße überquerte. Die 27-Jährige geriet unter den Bus und wurde einige Meter in Richtung Kureck mitgeschleift, bis der Bus in der Wilhelmstraße auf der rechten Fahrbahn zum Stehen kam.
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Bierstadter Höhe, 5. Mai 2014: Es waren dramatische Szenen auf der Bierstadter Höhe, als ein Eswe-Bus der Linie 21 am späten Nachmittag des 5. Mai 2014 Feuer fing; Das Fahrzeug brannte komplett aus. Drei Insassen mussten damals leicht verletzt in die Klinik eingeliefert werden. Wie sich später herausstellte, lag die Ursache am ausgeschlagenen Lager einer der beiden Lichtmaschinen, das offenbar heiß gelaufen sei. Der Bericht des Fahrers hatte erste Hinweise gegeben: Am Armaturenbrett, so hatte er erklärt, habe eine rote Kontrollleuchte fehlende Batterieladung angezeigt. Der Fahrer habe den Bus abgestellt und die rund 60 Fahrgäste aussteigen lassen. Als er dann mit dem Feuerlöscher zum Heck des Fahrzeugs ging, sei ihm bereits Feuer aus dem Motorraum entgegengeschlagen.
Dernsches Gelände, 26. November 2014: Ein weiterer Busbrand ereignete sich mitten im Stadtzentrum am Dernschen Gelände. Dort, an der Ecke Marktstraße, ging der Motor des Fahrzeugs, das auf der Linie 24 von Heßloch nach Frauenstein unterwegs war, in Flammen auf. Meterhoch schlug das Feuer aus dem Heck des zwölf Meter langen Fahrzeugs. Verletzt wurde niemand. Der junge Fahrer habe absolut „vorbildlich“ gehandelt. Er habe sofort die Türen geöffnet und die Fahrgäste aussteigen lassen, als ihm die Rauchentwicklung gemeldet worden war, hieß es. Das Gutachten kam im Nachhinein zu der Erkenntnis, dass erneut ein überhitztes Lager einer der Lichtmaschinen das Feuer im Motorraum auslöste.
Schiersteiner Straße, 15. Oktober 2018: Ein technischer Defekt verursachte im vergangenen Jahr einen Sachschaden in Höhe von rund 50.000 Euro. Am 15. Oktober 2018, gegen 12.30 Uhr, geriet auf Höhe der Haltestelle Paulinenklinik ein Eswe-Bus in Brand geraten. Verletzt wurde bei dem Vorfall niemand. Der Busfahrer hörte den Angaben zufolge einen lauten Knall und steuerte daraufhin umgehend die nächste Haltestelle an. Dort fing der Bus an zu qualmen. Die 15 Fahrgäste konnten das Gefährt unbehelligt verlassen.
Schwalbacher Straße, 7. September 2019: Die Irrfahrt eines Busses in der abschüssigen Schwalbacher Straße, bei der kein Fahrer am Steuer saß, ist erst vor wenigen Monaten passiert. Der Bus rollte in die menschenleere Terrasse des Restaurants „Mauritius“, das zur Unfallzeit am späten Samstagabend bereits geschlossen hatte. „Der Unfall geht auf menschliches Fehlverhalten zurück“, hieß es dazu seitens Eswe Verkehr: Der Fahrer hatte das Fahrzeug an der Haltestelle verlassen, um eine defekte Tür zu reparieren, dabei aber nicht, wie nötig, die Feststellbremse eingelegt. Der Bus setzte sich in Bewegung, rammte ein Auto – und prallte schließlich in das Restaurant, das in der Folge zweieinhalb Wochen schließen musste. Nach gründlichen Statik-Untersuchungen wurde die Freigabe zur Wiederaufnahme des Betriebs erteilt. Der Sachschaden wurde auf 120.000 Euro beziffert.