Dudelsack ertönt im Wisperblick

Die Gymnastikabteilung des SV Langenseifen spielt wieder Theater: Sabrina Genscher (links als Jack McDonnerbälck) und Andrea Eichler (als Anna Moosbacher). Foto: wita/Martin Fromme
LANGENSEIFEN - Die Musik aus dem Dudelsack klingt ein wenig, als ob Hamster gequält würden. Jack McDonnerbälck (gespielt von Sabrina Genscher) steht im Kilt im Gang des Bürgerhauses in Langenseifen und fragt höflich, aber akzentbetont einen Zuschauer nach dem Weg zur Pension Wisperblick. Die ist nämlich der Schauplatz des aktuellen Stücks der Gymnastikfrauen des SV Langenseifen.
Bei der „Pension Wisperblick“ handelt es sich um eine Gauner-Komödie in drei Akten nach einer Vorlage Paul Grebs. Für Internationalität ist ebenso gesorgt wie für Lokalkolorit. Wenn der Schotte seinen Key, also einen Schlüssel sucht, antwortet ihm die Hausherrin Anna Moosbacher (Andrea Eichler) in vollendetem Taunus-Dialekt: „Die Kieh steh’n uff de Weid‘“. Örtliche Ladennamen tauchen zudem auf.
Neue Tontechnik macht sich bezahlt
Situationskomik und Details seien wichtig, sagt Christel Grosch, die Leiterin der Theatergruppe. So hantiert die ledige Anna Moosbacher in ihrer Kittelschürze zwischen Pensionstischen mit Blümchen-Schmuck. Unterstützt wird sie von ihrer geschäftstüchtigen Nichte Claudia (Astrid Laux). Knapp 300 Besucher sehen die Komödie an zwei Abenden, wobei sich neue Tontechnik im Bürgerhaus bezahlt macht.
HINTER DER BÜHNE
Regie: Renate Osterwind, Martina Wolf. Souffleusen: Marianne van den Berg, Christel Grosch, Helga Lüth, Margot Dick. Maske: Jeanette Jung. Bühnenbild: Karin Dams. Ton: Walter Giebel, Frank Litzki.
Dann treffen die Gäste ein. Da nach wie vor beim SVL auch die Männer-Rollen mit Frauen besetzt sind, hat die Maske nach Christel Groschs Worten wochenlang Bücher gewälzt, um speziell den Schotten herzurichten. Rothaarig und herrisch tritt Ottilie Zeisig (Ulrike Schlüter) auf mit ihrem bärtigen Mann Maximilian (Silke Rieger), den ein Sprachfehler plagt: Jedes L wird bei ihm zu einem N.
Diese Rolle beziehungsweise Ronne ist eine große verbale Herausforderung und genauso ein Höhepunkt wie Jack McDonnerbälcks Garderobe. Hochnäsig präsentiert sich die Gräfin Edelgard von Hohenstein (Jeanette Jung). Dubios wirkt Alberto Zucchini (Eva Lehmann), ein angeblicher Schauspieler mit mondänem Schal und Fünf-Tage-Bart. Sabine Schulz (Ingrid Chryssoulas) heißt seine blonde Komplizin. Dann kreuzt noch der gleichfalls recht zwielichtige Anton Klein (Stefanie Storz-Leopold) auf, der angeblich schwerhörig ist. Seine Darstellerin ist ein Neuzugang im Ensemble der Gymnastik-Frauen, die ihre Theater-Tradition seit 34 Jahren pflegen.
Ein Gatte mit „Brett vor dem Kopf“
Mit kleinen Rollen als Helferinnen in der Pension bauen sie außerdem die beiden 15-jährigen Luana Rieger und Lena Baptistella für eine Bühnen-Laufbahn auf.
Eine illustre Gesellschaft ist also rund um die Rezeption versammelt. Ottilie Zeisig möchte aus ihrem Zimmerfenster nicht auf ein Scheunentor blicken, beim Gatten ist dies hingegen egal, denn der „hat sowieso ein Brett vor dem Kopf“. „Frau Zeisig, möchten Sie Ihre Zahnstocher lieber geschnitzt oder gedrechselt?“, fragt Claudia Moosbacher recht scheinheilig diesen Gast mit seinen ausgeprägten Allüren.
Da hilft manchmal nur der tiefe Blick ins Glas voll Whisky, den McDonnerbälck natürlich im Gepäck hat. Der Schotte hat aber noch mehr im Sinn und kommt Anna Moosbacher rasch näher. Alberto Zucchini spielt ebenfalls den Schwerenöter, während die Gräfin noch meint, dass „Männer langweiliger Ballast“ seien.