Betriebsrat: „Kein Rückzug auf Raten“ von Opel

Wolfgang Schäfer-Klug führt auch künftig den Betriebsrat am Opel-Stammsitz und den Europabetriebsrat. Archivfoto: dpa
RÜSSELSHEIM - Eine Pressemitteilung des Opel-Gesamtbetriebsrats hinterlässt bei den Opel-Beschäftigten und in der Öffentlichkeit große Fragezeichen: Wolfgang Schäfer-Klug, bislang Gesamtbetriebsratsvorsitzender und Betriebsratschef des Stammsitzes Rüsselsheim in Personalunion, gab den Vorsitz des Gesamtbetriebsrats am Freitag ab. Zum neuen Vorsitzenden wurde Uwe Baum gewählt. Schäfer-Klug bleibt aber Chef des Europabetriebsrats und der Arbeitnehmervertretung des Standortes Rüsselsheim.
Seit dem Wechsel schießen die Spekulationen ins Kraut. Schäfer-Klug stand sieben Jahre an der Spitze des Gesamtbetriebsrats: Ist der Verzicht für den 57-Jährigen der Beginn des Rückzugs auf Raten? In Betriebsratskreisen tritt man entsprechenden Befürchtungen, wie sie in der Belegschaft kursieren, vehement entgegen: Nein, von einem Rückzug auf Raten könne keine Rede sein. In den sehr schwierigen Verhandlungen über die Opel-Sanierung sei es aktuell besser, Arbeit und Verantwortung auf mehrere Schultern zu verteilen, heißt es bei der Arbeitnehmervertretung.
Enge Zusammenarbeit zwischen Schäfer-Klug und Baum
Zudem gebe der Betriebsratsvorsitzende des Standortes mit der größten Mitarbeiterzahl in den Verhandlungen mit dem Management weiterhin die Taktzahl vor. Das sei auch bei anderen Unternehmen in der Regel der Fall. Baum obliegen demnach vor allem auch koordinierende Aufgaben. Verwiesen wird überdies auf die bereits enge Zusammenarbeit von Schäfer-Klug und Baum. Letzterer ist Entwicklungsingenieur und gehört seit 2012 dem Gesamtbetriebsrat an. Seit 2015 ist Baum Schäfer-Klugs Stellvertreter beim Vorsitz des Rüsselsheimer Standort-Betriebsrates. Am Stammsitz arbeiteten Ende 2017 (letzte offizielle Zahlen) gut 14.000 der deutschlandweit rund 19.000 Beschäftigten. Der Personalbestand dürfte aber infolge des Stellenabbaus heute um einiges niedriger ausfallen.
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Bei der IG Metall des zuständigen Bezirks Mitte sieht man den Wechsel an der Spitze des Opel-Gesamtbetriebsrats „völlig undramatisch“, wie sich Bezirkssekräter Uwe Schütz ausdrückt. Befürchtungen in der Belegschaft und bei manchem Gewerkschafter, dass die Position der Arbeitnehmervertretung in den Verhandlungen mit dem Management geschwächt werde, wenn die Bündelung der Betriebsratsspitzen in einer Person aufgegeben wird, widerspricht er. Eine Aufgabenteilung wie bei Opel habe sich in einigen Firmen, etwa der Zulieferindustrie, bewährt und könne daher nicht als unüblich verstanden werden.
In der Autoindustrie handhabt man das unterschiedlich. Bei VW und BMW stehen die Gesamtbetriebsratschefs auch dem Betriebsrat des mitarbeiterstärksten Standortes vor. Bei Daimler und Audi teilt man sich diese Arbeit. Bei Opel führten Schäfer-Klugs Vorgänger Klaus Franz und Rudi Müller Gesamt- und Stammsitz-Betriebsrat in Personalunion. Bislang seien immer sowohl Schäfer-Klug als auch Baum die Ansprechpartner für die IG-Metall gewesen, „und daran wird sich nichts ändern“, so Schütz. Angesichts der Fülle der Themen bei der Opel-Sanierung kann er die Neuaufteilung „gut nachvollziehen“.