„Marsch Manipulation“, das neue Stück des Mainzer Staatstheaters, setzt sich kritisch mit politischen Formeln, Reden und Marschmusik auseinander

Sprache ist oft nicht unschuldig, und Musik auch nicht: Szene aus dem Hörtheaterstück „Marsch Manipulation“. Foto: Foto:
MAINZ - Ob Narrhallamarsch, Helenenmarsch oder der berühmte Hochzeitsmarsch von Felix Mendelssohn Bartholdy: Marschmusik ist vielseitig und ruft viele unterschiedliche Gefühle hervor. Streng genommen ist sie eine Musikart, die durch gleichmäßigen zweiteiligen Takt das Gehen oder Marschieren im Gleichschritt erleichtern soll. Dieser Logik können auch politische Wahlsprüche folgen. Sei es „Yes we can!“ oder „America first!“. Einprägsam, kurz.
In dem neuen Hörtheaterstück des Staatstheaters „Marsch Manipulation“ wird Marschmusik politischen Reden gegenübergestellt und deren Funktion und Verbindung beleuchtet. Die Premiere findet am Sonntag, 3. September, um 19.30 Uhr statt. Das Stück wird bis zur Bundestagswahl am 24. September jeden Sonntag aufgeführt.
„Öffentliche Reden bedienen sich aufgeladener Rhetorik, und Komponisten spielen oft die Karte der Unmittelbarkeit, um Zuhörer zu packen“, sagt Regisseur Anselm Dalferth. „Sprache ist nicht unschuldig, und Musik ist es auch nicht.“ Ihn interessiert, wodurch sich Menschen emotionalisieren lassen. „Das Hörtheaterstück soll am Ende eine bunte Collage aus humorvollen, nostalgischen, dramatischen oder skurrilen Darbietungen ergeben.“
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Die Premiere von „Marsch Manipulation“ findet am Sonntag, 3. September, 19.30 Uhr, auf der Terrasse des Glashauses statt.
Das Stück wird bis zur Bundestagswahl am 24. September jeden Sonntag aufgeführt.
Das Stück wird bis zur Bundestagswahl am 24. September jeden Sonntag aufgeführt.
Schauspieler Sebastian Brandes und Sängerin Maren Schwier setzen die Sprache und Musik in unterschiedliche Kontexte und werden vom Philharmonischen Staatsorchester begleitet. Elektronische Einspielungen verfremden Stimmen und schaffen eine Szenerie fern ab der Realität.
„Die Situationen, die wir zeigen, sollen keinen realen Bezug haben“, sagt die Dramaturgin Elena Garcia Fernandez. „Wir spielen mit der Musik und der Rhetorik und verschaffen so, dem Ganzen eine neue andere Note.“ Die Grundlage des Hörtheaterstücks bildet die Marschmusik von Mauricio Kagel. In den 70er-Jahren komponierte er marschunfähige Musik. Kagel verschob dabei einfach den Rhythmus.
Die Vorstellungen finden auf der Dachterrasse des Glashauses statt. Bei schlechtem Wetter wird die Vorstellung ins Glashaus verlegt. „Den Ort haben wir extra ausgewählt, weil wir gehört werden wollen“, sagt Regisseur Anselm Dalferth. „Marschmusik wird oft mit nostalgischen Erinnerungen verbunden. Ich habe da immer Loriots Opa Hoppenstedt im Kopf“, sagt er. „Jedoch hat die Musik eine ganz eigene Geschichte und ist an den Kontext gebunden. So ist der Marsch in den Zeiten des Nationalsozialismus anders zu sehen als hier bei der Fastnacht.“ Es sei unglaublich, dass dieser einfache zweiteilige Takt so viele Emotionen erzeugen könne.
Die Reihe Hörtheater zeigt auch in ihrem vierten Jahr musik-theatrale Spielarten an den Übergängen von szenischem Konzert, Performance, Installation und Spektakel und erkundet dabei neue Klangräume.
Da das Stück nur insgesamt viermal aufgeführt wird, sollten Interessierte schnell sein. Die Premiere ist schon fast ausgebucht.