Kein Hass, dafür ganz viel Liebe

Die Fantastischen Vier begeistern in der Frankfurter Festhalle. Foto: Sven-Sebastian Sajak
FRANKFURT - Drei Jahrzehnte sind eine lange Zeit – im Musikbusiness eine Ewigkeit. Doch genau so lange gibt es die Fantastischen Vier mittlerweile. In Frankfurt haben die vier Stuttgarter „Hip-Hop-Opas“ eindrucksvoll unter Beweis gestellt, dass sie in den vergangenen Jahrzehnten nichts an Strahlkraft eingebüßt haben – im Gegenteil.
Schon die Anreise zur Festhalle lässt erahnen, wie groß die Fanbase ist. Der Pförtner im Parkhaus berichtet von einem unglaublichen Andrang und Autokennzeichen fernab des Rhein-Main-Gebiets. Dieser Eindruck verstärkt sich vor dem Eingang. Dort wird man regelrecht um ein Ticket angefleht – denn das Konzert ist nahezu ausverkauft.
Und drinnen? In der proppenvollen Festhalle sind leere Plätze nur mit viel Fantasie zu finden. Jung und alt, Frauen und Männer, ja ganze Familien sind gekommen, um mit den Fantas die Hits ihres aktuell zehnten Studio-Albums „Captain Fantastic“ zu feiern – und das ein oder andere musikalische Highlight aus 30 Jahren Hip-Hop.
Dass die Vier da vorne so gar nicht auf Extravaganz stehen, wird schon beim Bühnenbild klar. Drei große Leinwände, das muss reichen – dazu das Übliche in Sachen Licht- und Tontechnik. Kein Chichi, keine unnötigen Animationen oder Pyro-Highlights, die vom Wesentlichen ablenken. Denn hier geht es heute um ehrliche deutsche Musik.
Das unterstreicht auch das Outfit der Stuttgarter Hip-Hop-Kombo. Statt zehn verschiedene Glitzer-Kombos zu präsentieren, hüllen sich die Jungs in weiße Sneaker, schwarze Jogger und schwarze Shirts. Nach dem Ablegen der Jacken könnte man sie glatt mit den Stage-Hands verwechseln, die regelmäßig das Bühnenbild anpassen.
Musikalisch gibt es vor allem die Tracks des neuen Albums auf die Ohren. Es wird jedoch nicht versäumt, zwischendrin auch immer mal wieder einen der schon fast legendären Hits einzustreuen. Und so kündigt Smudo kurzerhand einen „Höhepunkt des Abends“ an, als er sich bei einer Zeitreise an das Cover der Bravo erinnert. „Das waren damals die 90er – heute fühle ich mich wie 90“, sagt er, um kurz darauf gemeinsam mit seinen drei Kollegen „Die Da“ zum Besten zu geben.
Bei „Gebt uns ruhig die Schuld“ folgt sogar so etwas wie eine Choreografie. Das Ganze mutet jedoch mehr wie ein irischer Volkstanz an und nicht wie Breakdance. So oder so: Am Ende hatte der Abend in der Frankfurter Festhalle sehr viel zu bieten. Über zwei Stunden spielen Smudo, Michi Beck, Thomas D und And.Ypsilon ohne Punkt und Komma – ohne lästige Pause zwischendurch. Und nachdem am Ende sogar noch Lametta fliegt, blickt man rundum in glückliche Gesichter.