Von Rolf LehmannWIESBADEN - Die Defacto-Ausladung von Simret Restle-Apel beim Frankfurt Marathon am vergangenen Sonntag droht sowohl für den Veranstalter als auch für den Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV), ein juristisches Nachspiel zu haben. Sowohl die Wiesbadener Läuferin als auch ihr Verein, der PSV Grün-Weiß Kassel, haben Schadenersatzklage wegen Diskriminierung und Ausgrenzung beim Amtsgericht in Frankfurt eingereicht.
Der Hintergrund: Renndirektor Jo Schindler hatte im Vorfeld der Veranstaltung erklärt, dass ein Start Restle-Apels auf Grund ihrer Doping-Vergangenheit nicht erwünscht sei. „Wir haben seit über zehn Jahren eine sehr strikte Anti-Doping-Politik. Dazu gehört auch, dass wir keine Athleten mehr zulassen, die mal als Dopingsünder erwischt wurden und Betrüger sind“, hatte Schindler gegenüber dem Hessischen Rundfunk erklärt und der gebürtigen Eritreerin eine jener Startnummern verwehrt, die nur an geladene Elite-Läuferinnen gingen. Eine Maßnahme, die so mit dem DLV im Vorfeld abgestimmt sei. Die mittlerweile 31-Jährige war 2012 der Einnahme des Blutdopingmittels Epo überführt und für zwei Jahre gesperrt worden.
Preisgeld wäre verwehrt geblieben
Zwar hätte Restle-Apel aufgrund ihres gültigen DLV-Startpasses im Rahmen der gleichzeitig stattfindenden Deutschen Meisterschaften teilnehmen können, ein etwaiges Preisgeld wäre ihr allerdings selbst bei einem Sieg verwehrt geblieben. „In unserem Rennen wäre sie nicht eingeladen gewesen, deshalb kann sie auch nicht ins Preisgeld laufen“, machte Schindler deutlich. Eine Haltung, die Kassels Trainer Winfried Aufenanger als „Willkürakt“ und „Doppelbestrafung“ bezeichnete. „Simret hat einen Fehler gemacht und hat dafür gebüßt. Sie fühlt sich zum zweiten Mal bestraft“, betonte der langjährige Marathon-Bundestrainer, der sich gewünscht hätte, dass sich der Verband schützend vor seine Athletin stellt.
Am Sonntagmorgen dann sagte Restle-Apel schließlich ihren Start selbst ab. „Ich bin am Boden zerstört und habe keine Kraft mehr zu laufen“, schrieb die 31-Jährige auf ihrer Homepage und verzichtete auch auf eine kurzfristige Teilnahme am gleichzeitig stattfindenden Volkswagen-Marathon in Ljubljana. Nachdem ihre Probleme in Frankfurt bekannt geworden waren, hatte sie 48 Stunden zuvor eine entsprechende Einladung inklusive Flugticket in die slowenische Hauptstadt erhalten.
"Ich habe ein Jahr Arbeit investiert"
„Ich habe ein Jahr Arbeit investiert und alles andere diesem einen Rennen untergeordnet“, erklärt die nach eigener Aussage topvorbereitete Kader-Athletin, die eigens zwei Mal im Höhentraining war, betont gleichzeitig aber auch, dass es ihr bei der jetzt eingereichten Schadenersatzklage nicht ums Geld gehe. Sollte ihr das Gericht einen entsprechenden „Verdienstausfall“ zugestehen, werde sie diesen in voller Höhe einem sozialen Zweck spenden. „Ich kämpfe für mein Recht und das Recht aller anderen, die in ihrem Leben einen Fehler gemacht haben, dafür bestraft wurden und eine zweite Chance verdienen“, sagt die 31-Jährige, die von „Mobbing“ spricht und zwischenzeitlich sogar kurz ans Aufhören gedacht habe. „Die Sperre ist vorbei, das Leiden aber nicht.“
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