AARBERGEN/HOHENSTEIN - (red). An den ersten Tag im Sozialraumprojekt für Aarbergen und Hohenstein kann sich Falk B. noch genau erinnern: „Es war wie am ersten Schultag. Jeder schaute nur unter sich auf den Boden, wir kannten uns nicht, keiner sprach ein Wort, jeder war verunsichert, weil sich alle nutzlos vorkamen.“ Ein halbes Jahr später spricht er offen über seine Lebenssituation – bei der Abschlussveranstaltung des Projekts vom Kommunalen Jobcenter des Kreises und der ProJob Rheingau-Taunus GmbH.
Wieder Lebensmut und Selbstbewusstein geben
Das Projekt wird vom Hessischen Sozialministerium gefördert und wendet sich an Langzeitarbeitslose. Ihnen wieder Lebensmut, Selbstbewusstsein und Ziele zu geben, dafür setzten sich Anna Marina Wenzel und Laura Brennert von der ProJob ein. „Wir wollen Möglichkeiten und Interessen bei jedem Einzelnen ausloten, um ihm eine Chance zu eröffnen, sich wieder in den ersten Arbeitsmarkt zu integrieren“, sagt der ehemalige ProJob-Geschäftsführer Winfried Kühnl. Dabei werden auch die Bürgermeister eingebunden, die die heimischen Betriebe kennen und Kontakte herstellen sollen.
Hohensteins Rathauschef Daniel Bauer ist vom Projekt begeistert, das in Aarbergen mit zehn Teilnehmern startete und seine Fortsetzung in Hohenstein mit zwölf Teilnehmern fand. Er spart nicht mit Komplimenten für die Teilnehmer: „Sie haben Verantwortung für sich übernommen, haben an Selbstbewusstsein gewonnen und, was ganz wichtig ist, sie glauben wieder an sich und ihre beruflichen Qualitäten.“ Den Teilnehmern verspricht er: „Die Gemeinde lässt Sie nicht hängen. Wir werden jeden weiter unterstützen. Im kommenden Jahr entstehen neue Arbeitsplätze im Bereich der Kinder- wie der Seniorenbetreuung in Hohenstein.“
Auch Wenzel kann von Erfolgen berichten. Fünf der Teilnehmer wurden in Minijobs – mit Aussicht auf zeitliche Aufstockung – oder in Praktika vermittelt. Eine Frau fand einen Minijob in einer Kantine in Aarbergen. „Der Chef hat sie nun eingestellt und wird womöglich ihre Arbeitszeit aufstocken können“, berichtet sie. Diese Frau wie eine weitere hätten nun wieder „den Fuß im ersten Arbeitsmarkt“. Beide seien sehr engagiert und hartnäckig gewesen, um den jeweiligen Job zu bekommen, und wurden nun belohnt. „Ein Teilnehmer hatte nach zehn Jahren sein erstes Bewerbungsgespräch, was für sein persönliches Selbstwertgefühl von enormer Bedeutung war. Der Mann glaubt wieder an sich“, erzählt Brennert.
Zunächst kein Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten
Brennert und Wenzel weisen stets auf die Ausgangslage der Teilnehmer hin. „Von Selbstvertrauen in die eigenen Fähigkeiten war keine Spur. Viele lebten vereinsamt vor sich hin, sprachen davon, dass sie gar keine Fähigkeiten haben“, betonen sie. In vielen Einzelgesprächen, auch durch die Gruppendynamik, hätten die Teilnehmer den Glauben wieder gefunden, beruflich etwas leisten zu können.
„Wir haben wieder Selbstbewusstsein“, sagt Klaus S. (59) stolz, der zunächst nicht ins Projekt wollte, dessen Teilnahme freiwillig ist. „Ich habe mich mit Händen und Füßen dagegen gewehrt, weil Langzeitarbeitslosigkeit bedeutet, dass man sich von Freunden oder Verwandten immer mehr zurückzieht, weil man sich stigmatisiert fühlt und so vereinsamt.“ Seit 1. Dezember nun archiviert er die Akten der Gemeinde Aarbergen.
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